Das liebe Schicksal. Wohl die meistverwendete Ausrede für Faulheit in der Menschheitsgeschichte. Wer etwas tun will und es dann aus erfindlichen oder unerfindlichen Gründen lässt, kann sagen, es hat nicht sollen sein. Wer seine Zukunft einen Weg einschlagen lässt, den er sich nicht unbedingt gewünscht hätte, kann zurückgreifen auf die Selbstberuhigung des „es ist wohl mein Schicksal“.
Nur: Schicksal gibt es nicht. Es kann wohl möglicherweise so sein, dass wir bestimmt sind zu einem Zweck, aber diesen Zweck erfüllen, das müssen wir selbst. Gäbe es eine Schicksalsfee, dann wäre sie wohl schön blöd, sich auf die Unzuverlässigkeit des Menschen einzulassen. Mal ehrlich: gäbe es dann nicht noch tausend Andere, die sofort an unsere Stelle treten könnten, wenn wir versagen? Wenn es mein Schicksal ist, dies hier zu schreiben, was geschähe, wenn ich mich in diesem Moment erhängte? Tue ich das nur nicht, weil mein Schicksal es mir verbietet? Das ist doch alles ein wenig sehr an den Haaren herbeigezogen.
Der Volksmund sagt, von allen möglichen Lösungen sei meist die Einfachste die Richtige. Ist es nicht fast einfacher, zu sagen: ich bin selbst verantwortlich für alles was mit mir geschieht, jetzt und in Zukunft? Anstatt ein grosses Etwas zu erfinden, welches uns bestimmt und plant wohin jeder von uns gehen wird?
Ich bin selbst verantwortlich für alles was um mich herum und mit mir vorgeht. Einfacher kann eine Erklärung nicht sein. Natürlich, sofort die Frage: aber wie kann ich darauf einwirken? Ist das nicht furchtbar anstrengend? Ist das nicht wahnsinnig egozentrisch? Ich gebe zu, hier erschöpft sich gewissermassen die Einfachheit.
Wie kann ich darauf einwirken? Durch Denken und Handeln. Keine Selbstverständlichkeit. Und im Idealfall: durch immerwährend positives Denken und Handeln. Das ist anstrengend, mitunter, ich muss es eingestehen, aber die Früchte sind überwältigend: die Verantwortung und damit auch die Macht wird direkt in meinen Schoss gelegt. Ich bin Herr meiner Selbst. Vom fremdbestimmten angstgeduckten Wesen werde ich plötzlich zum stolzen Herrscher in meiner Welt.
Ist das nicht wahnsinnig egozentrisch? Klar. Aber: jeder Mensch ist egozentrisch, wenn man so will. Jeder Mensch ist das Zentrum seiner Wahrnehmung, das Zentrum seines persönlichen sozialen Umfelds, seiner Realität. Mensch sein heisst egozentrisch sein. Also hören wir vielleicht ehrlicherweise einfach damit auf, Egozentrismus derart zu verteufeln.
Schickal ist eine Ausrede für Faule. Für Menschen, die sich treiben lassen wollen anstatt selbst die Initiative zu ergreifen. Für Menschen, die sich gerne weiter in ihrer Ohnmacht suhlen möchten. Denn Ohnmacht nimmt Verantwortung. Und ohne Verantwortung braucht man keine Kontrolle. Ohne Macht muss man nicht denken.
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Dem, mein lieber Schreiber, gibt’s Nichts hinzuzufügen. Ich freue mich auf die Fortsetzung!
Möge das Glas immer halb voll sein – oder: http://www.youtube.com/watch?v=1loyjm4SOa0